Kann man nach all den Jahren, in denen sich Kunst und
Kultur in den neuen Bundesländern seit den Umbrüchen 1989/1990
neu organisieren musste, immer noch von einer spezifisch ost- oder westdeutschen
Kunst sprechen?
Wir, die freie Künstlerinnen-Gruppe 10KX07 aus
dem Wendland in Niedersachsen fanden, dass nach zwanzig Jahren für
uns die Zeit zu einer persönlichen Auslotung dieser Frage gekommen
ist. Wir wollten möglichen Transformationsprozessen nachgehen,
etwas über Verbindungen und Parallelen, aber auch über Unterschiede
und Distanzen herausfinden, und dies im direkten Austausch speziell
mit Kolleginnen.
Es
entstand die Idee des Kleinen Grenzverkehrs: ein Projekt, das das Potential
zur veränderten Wahrnehmung intersubjektiver Beziehungen bietet.
Der Untertitel [West-Östlicher Kasten] stellt eine Beziehung zu
Goethes letzter großer Gedichtsammlung „West-Östlicher
Diwan“ her. Dieses Werk besteht aus zwölf Büchern, die
Poesie ganz unterschiedlicher Richtungen enthalten.
Unser Diwan von 2010 beschreibt einen Kleinen Grenzverkehr
von – ebenfalls zwölf – Bildenden Künstlerinnen,
Ostwestpassagen von Kunst, die eine Vielzahl kultureller Referenzen
enthält.
Wir bestimmten den „Kasten“ als verbindendes
Element, innerhalb dessen zeitgenössische Arbeiten entstehen sollten.
Intakte oder „gesprengte“ Begrenzungen können KÄSTEN
im weitesten Sinne sein. Und hier sollte es um den Begriff „Grenze“
gehen, der nicht unbedingt mit Aspekten der deutsch-deutschen Vergangenheit
zu tun haben muss. Grenzen/ Begrenzungen/ Grenzüberschreitungen/
Grenzwerte und deren Zwischenformen sollten den spezifischen historischen
und/oder individuellen Kontext kommentieren.
Das genreübergreifende Projekt umfasst
-
zwei Ausstellungen (Museum Wustrow, Wendland und
Galerie Süd, Magdeburg)
-
eine Performance am 3. Oktober im ehemaligen Grenzstreifen
zwischen Lüchow-Dannenberg und der
Altmark (Sachsen-Anhalt)
-
eine öffentliche Podiumsdiskussion in der Galerie
Süd, Magdeburg. Diese widmet sich der
Gegenüberstellung von Lebensformen und Arbeitsweisen speziell
von Künstlerinnen neue/alte Länder -
früher/heute und reflektiert Fragen von Veränderungen kultureller
Identität.
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